Irres 8-Minuten-Comeback

Der Blankenburger FV hat den Tabellenzweiten aus Wulferstedt mit 3:2 besiegt. Aber nicht irgendwie, sondern mit einem denkwürdigen Comeback. In den letzten acht Minuten des Spiels fackelten die Blütenstädter ein wahres Offensivfeuerwerk ab und drehten den Kunstrasen dabei förmlich auf links.

Trainer Uwe Hain schickte eine unveränderte Elf im Vergleich zum Unseburg-Spiel auf das Feld. Einzig die Ersatzbank war mit Andi John, Dominik Paul und Marcel Schröder um einiges üppiger besetzt, als in der Vorwoche. Gegen den klaren Favoriten aus der Börde wollte der BFV kompakt stehen und den Gegner nicht zu einfachen Chancen kommen lassen. Dies klappte bis zur 20. Minute auch reibungslos. Doch dann stand Schütze, nach einem langen Ball aus der eigenen Hälfte, völlig frei vor dem Tor von Daniel Robinson und lies sich die Chance nicht nehmen – allerdings war es wohl Abseits. Viel entscheidender war jedoch die Mitnahme des Balles mit der Hand. Der gute Schiedsrichter hatte es nicht gesehen und befragte daraufhin den Torschützen, der jedoch zum Unmut der Blankenburger keine Angaben machte. In der Folge war der große Unterschied in der Tabelle auf dem Feld nicht zu erkennen. In der 35. Spielminute nahm Kapitän Christoph Pinta eine „Kerze“ volley aus 20 Metern und scheiterte nur knapp am super reagierenden Torwart der Germanen. Viel mehr echte Möglichkeiten gab es auf beiden Seiten im ersten Durchgang nicht.

Nach der Pause gab es für die Heimelf gleich eine kalte Dusche. Einen Freistoß entschärfte der BFV-Keeper noch überragend, beim anschließenden Nachschuss wurde es etwas unübersichtlich und Daniel Robinson haute sich die Kugel irgendwie selber ins Tor. Zu diesem Zeitpunkt konnte man sagen, dass die Wulferstedter wie eine echte Spitzenmannschaft auftraten. Aus den zwei einzigen Chancen erzielten sie zwei Tore und führten recht komfortabel. Dann kam der Dreifach-Wechsel beim BFV: John, Schröder und Paul ersetzten Neumann, Schulmeyer und Effler. Die Abwehr wurde auf eine Dreierkette umgestellt, um mehr Druck in der Offensive zu entfachen. Besonders gegen die starken Stürmer der Gäste war das natürlich nicht gänzlich ohne Risiko – zu verlieren hatten die Blankenburger aber schließlich nichts mehr. Nach den Umstellungen wurde es auch zunehmend gefährlicher vor dem Tor der Germanen. Robert Matznick mit drei richtig guten Gelegenheiten und Sebastian Lehmann per Kopf und mit einem Freistoß scheiterten beide am Torwart der Gäste oder an der eigenen Ungenauigkeit. Dann sollte es doch noch klappen – in der 81. Minute kam Marcel Schröder nach einem Matznick-Zuspiel zum Anschlusstreffer und die wilde Fahrt nahm seinen Lauf. Im Bewusstsein, dass man letzte Woche schon einmal ein Spiel in drei Minuten aus der Hand gab, wackelten die Wulferstedter gehörig. Es dauerte auch keine 120 Sekunden, bis der BFV – in Person von Andreas John – nachlegen konnte. Danach war Hektik pur auf dem Kunstrasen, denn plötzlich hatte der BFV doch wieder etwas zu verlieren und man war sich nicht schlüssig, ob man wieder auf Viererkette umstellen sollte oder nicht. Uwe Hain forderte energisch das Beibehalten der taktischen Marschroute.

Den knapp über 100 Zuschauern bot sich nun ein echter Krimi. In der 89. Minute parierte Daniel Robinson einen Schuss von Dreyer überragend und klärte zur Ecke. Alle groß gewachsenen Wulferstedter versammelten sich im Strafraum. Der Eckball konnte aber umgehend geklärt werden. In der Euphorie der letzten paar Minuten schalteten gleich fünf Blütenstädter überfallartig um. Zwei, drei gute Pässe, ein Abwehrfehler und auf einmal stand Robert Matznick 14 Meter vor dem Tor völlig frei. Jener Matznick, der zuvor teilweise haarsträubend die Möglichkeiten ausgelassen hatte. In diesem Moment hielt gefühlt das gesamte Sportforum den Atem an. Er lies den Ball vor sich kniehoch aufspringen und knallte das Leder per Scherenschlag in die Maschen. Es brachen nun alle Dämme. Die Jubeltraube wollten sich überhaupt nicht mehr auflösen. Die verbleibende Zeit wurde dann mit unbändiger Leidenschaft überstanden.

Es war ein Spiel, welches man weder in Blankenburg noch in Wulferstedt nicht so schnell vergessen wird. Die Mannschaft hat gegen einen Aufstiegsfavoriten eine unfassbare Moral gezeigt und sich selbst belohnt. Die Zuschauer werden ihren Besuch im Sportforum sicher nicht bereut haben, sofern sie für die Heimelf waren.
Nächste Woche geht es nach Atzendorf. Dort will man an die beiden guten Spiele im Jahr 2016 weiter anknüpfen.

Aufstellung: Robinson – Ewert, Neumann (60. Paul), Neudek, Reinhardt – Matznick, Pinta, Schulmeyer (60. Schröder), Effler (60. John) – Zobel, Lehmann

Torfolge: 0:1 Christian Schütze (20.), 0:2 Martin Ilsmann (53.), 1:2 Marcel Schröder (81.), 2:2 Andreas John (83.), 3:2 Robert Matznick (89.)